Der Absturz der B-24 „Ark Angel“

Am 26.11.1944 stürzte ein schwerer amerikanischer Bomber nach einem Angriff auf die Hydrierwerke in Misburg hinter dem Oerier Wald ab. Dabei kamen alle neun Besatzungsmitglieder ums Leben. In den folgenden Jahren bzw. Jahrzehnten nach dem Krieg entwickelte sich eine kleine Geschichte um diesen Absturz, der hier chronologisch erzählt wird.

26. November 1944 – Der Absturz

In den Mittagsstunden des 26. Novembers 1944 befand sich die neunköpfige Crew von First Lt. David Benett in ihrem Bomber „Ark Angel“ auf dem Weg zur Bombardierung der Ölhydrierwerke in Hannover-Misburg.

Die B-24J „Ark Angel“ im Flug (unbekannter Aufnahmeort)


Zu der Zeit bombardierte die amerikanische Luftwaffe Nazi-Deutschland bei Tageslicht, während die englischen Alliierten in der Nacht flogen. Durch den Flug am Tage konnte man zwar die Ziele besser identifizieren, allerdings bezahlten die Amerikaner für diesen Vorteil mit hohen eigenen Verlusten.

Misburg (mit Kanal) im April 1945, oben sind die Überrest der runden Lagerbehälter zu erkennen

Die B-24J mit der Seriennummer 44-40073 gehörte zur 491. Bombergruppe (BG) des 853. Bomberschwadrons (BS). Das 853. Bomberschwadron sollte nach dem Krieg unter allen B-24 Einheiten die Einheit mit den meisten Einsätzen sein.

Symbol der 491. BG

Symbol des 853. BS

Stationiert war die 491. BG zusammen mit der 492. in North Pickenham. Bis zum August 1944 befand sich deren Basis in Metfield.

Der Bomber auf seiner Basis. Vorne gut zu erkennen: „Ark Angel“, die sogenannte „Nose-Art“

Der Flug am 26. November sollte der Gruppe die schwersten Verluste zufügen, für die sie nach dem Krieg mit dem „Distinguished Unit Citation“ ausgezeichnet wurde. Am Tage des Angriffs hofften jedoch alle an Bord , dass der Flug ohne Probleme verlaufen würde.

Über Misburg geriet die Ark Angel in deutsches Flugabwehrfeuer und wurde von deutschen Abfangjägern angegriffen. An diesem Tag hatte die deutsche Luftabwehr noch einmal alle verfügbaren Flugzeuge mobilisiert. Außerdem hatte der Bomberverband keinen Begleitschutz mehr, da dieser aus vor Misburg aus Treibstoffmangel umkehren mußte.

Die „Ark Angel“ wurde von deutschen Abwehrjägern, wahrscheinlich FW-190, getroffen und der Pilot konnte die Höhe nicht mehr halten und ging runter.

Ein anderer Pilot des Bomberverbandes, der Zeuge wurde, wie die „Ark Angel“ an Höhe verlor und den Verband verließ, machte später folgende Aussage:

„Bennett (Der Pilot) schaffte es zu uns aufzuschließen. Er glitt jedoch unter uns hinweg. Sein gesamter oberer Geschützturm war nicht mehr vorhanden und im rechten Flügel war ein riesiges Loch. Er konnte nicht mehr mithalten und wurde zuletzt um 12.58 gesehen. Er verlor dabei ständig an Höhe. Niemand wusste, was dann mit der „Ark Angel“ geschah ….“

2nd. Lt. Harold L. Sandell, Missing Air Crew Report (MACR) 10764,

Kurze Zeit später stürzte der schwere Bomber auf ein Feld zwischen Oerier und Jeinser Wald. Aus späteren Augenzeugenberichten weiß man, dass der Bomber Teile seines Hecks ca. 2km nordöstlich verlor. Das Flugzeug muss demnach unkontrollierbar gewesen sein. Einigen Besatzungsangehörigen gelang zuvor noch der Absprung per Fallschirm aus der Maschine. Jedoch reichte die Höhe nicht mehr aus, um den den Sturz zu bremsen. Einige Besatzungsmitglieder lagen auf dem Feld, manche hingen mit den Fallschirmen in den Bäumen und andere verbrannten in ihren Sitzen.

PositionNameBegraben in:
PilotDavid N. Bennett
Ardennes American Cemetery, Neuville-en-Condroz, Belgien

Ko-PilotJessie F. Blount
Gainesville, Texas

NavigatorGeorge H. EngelPennsylvania
FrontschützeRaymond O. McKee
Baton Rouge National Cemetery, Louisiana

Schütze (Turm)Irving B. Star
State of New York

FunkerPete Patrick Jr.
Ardennes American Cemetery, Neuville-en-Condroz, Belgien

Schütze (links)Normann Warford
Ardennes American Cemetery, Neuville-en-Condroz, Belgien

Schütze (rechts)Charles E. HixsonTennesse
Schütze (Heck)Henry P. StovallBeckley, West-Virginia
Namen der ums Leben gekommenen Besatzung. Die Toten wurden nach dem Krieg vom Oerier Friedhof umgebettet 

Einige Oerier Einwohner, aufgeschreckt durch den Aufprall und den Rauchpilz des abgestürzten Bombers, rannten zur Unglücksstelle. Die Toten saßen teilweise noch verbrannt in ihren Sitzen und diejenigen, die abgesprungen waren, lagen auf den umliegenden Feldern. Die Toten wurden geborgen und auf dem Oerier Friedhof von französischen Kriegsgefangenen beerdigt.

Deutsche Absturzmeldung

Nach dem Krieg wurden die Toten von den Amerikanern umgebettet.

Am 26. November 1944 starben 96 Männer des amerikanischen Geschwaders, 94 gerieten in Kriegsgefangenschaft. 

In Misburg starben an diesem Tag allein durch den einen Direkttreffer auf einen Schutzbunker mindestens 45 Zivilisten. Das jüngste Opfer war 7 Jahre alt.


1989 Besuch aus den USA

An einem heißen Sommertag im Jahre 1989 traf Hannelore Pohl auf dem Oerier Friedhof drei ihr unbekannte Personen. Sie wurde von ihnen angesprochen und gefragt, ob sie wüsste, ob auf dem Friedhof amerikanische Soldaten begraben seien.

Es stellte sich heraus, dass es zwei Dänen und eine Amerikanerin waren, die auf der Suche nach der Bomberbesatzung der „Ark Angel“ waren. Frau Pohl wusste, dass die Soldaten in den Kriegswirren umgebettet wurden, aber nicht wohin.

Sie zeigte den drei Besuchern die Absturzstelle hinter dem Oerier Wald und erzählte die Geschichte vom November 1944. Frau Else Mensing, die Mutter von Hannelore Pohl, war 1944 dabei und erzählte die Ereignisse aus ihrer Sicht.

Mit einem Fahrrad war die damals 24jährige an diesem Tag in der Mittagszeit von Bennigsen nach Oerie gefahren. Dabei sah sie bei der Durchfahrt durch das Nachbardorf Hüpede mehrere ausländische Soldaten (Anmerkung: eventuell Überlebende des Bombers „The Unlimited“. Dieser Bomber nahm an diesem Tag ebenfalls an der Bombardierung Misburgs teil) in einem Graben, bewacht von mehreren deutschen Zivilisten.

Sie wollte auf dem Oerier Friedhof zum Totensonntag einen Kranz niederlegen. Auf dem Weg zum Hof ihres späteren Mannes Heinrich Mensing bekam sie mit, dass hinter dem Oerier Wald ein Flugzeug abgestürzt sein musste, dass sie eine Rauchsäule aufsteigen sah.

Von der Neugier getrieben fuhr sie zusammen mit ihrer Schwägerin Hilde (25) hinter den Wald. Als sie ankamen, merkten sie, dass sie die ersten an der Absturzstelle waren. Das Flugzeug hatte sich mit der Nase voran in den Acker gebohrt und die Flügel waren abgebrochen.

Als sie sich dem Wrack näherten, sahen sie die noch angeschnallten und verbrannten Leichen der Besatzung. Einige Besatzungsmitglieder sollen noch versucht haben, sich mit dem Fallschirm zu retten. Doch auch deren Körper lagen reglos auf dem Acker. Vor lauter Angst und Schrecken fuhren sie nach Hause und benachrichtigten andere Dorfbewohner.

Danach hat Frau Else Mensing nichts mehr von der Besatzung gehört.

Wochen später schrieb ein gewisser Charles K. Johnson im Namen von John T. Keene , einem früherem Mitglied der 491. Bombergruppe, Hannelore Pohl einen Brief, in dem er sich für die Hilfe bei der Suche nach der Besatzung und über die neuen Informationen bedankt .

John T.Keene, Mitglied der 491. Bombergruppe an einer B-24.

Die Amerikanerin aus der Besuchergruppe, Sue A. Thornton, schrieb später in einen Bericht für die Chronik der Bomberstaffel über ihren Besuch in Oerie. (Im folgenden zu lesen)


1990 Die „Ark Angel 45 Jahre später“


45 Jahre nach dem Absturz der „Ark Angel“ machte sich die Amerikanerin Sue A. Thornton auf die Suche nach dem Absturzort. Die Erlebnisse ihrer Suche hat sie niedergeschrieben:

Als mich Fred Thaxton bat, nach der letzten Ruhestätte der Besatzung der “Ark Angel” zu suchen, erfuhr ich bloß, dass sie in Oerie, in der Nähe von Hildesheim, sein mußte.

Als ich auf der Karte nach Oerie suchte, wurde mir klar, dass ich und meine dänische Familie durch Hildesheim fahren mussten. Da ich Oerie auf keiner deutschen Karte fand, fragte ich ein paar Freunde aus Deutschland, und sie sagten uns, wo Oerie zu finden sei.

Wir sollten in der Umgebung von Pattensen, einer kleinen Stadt zwischen Hannover und Hildesheim, suchen. Am nächsten Tag fuhren wir also durch die Gegend und dachten, dass wir niemals unser Ziel finden würden.

Schließlich kamen wir an ein Schild: “Oerie“

Es war nur noch ein paar Kilometer von uns entfernt. Auf dem Weg, dorthin hielten wir an einem Friedhof. Wie alles in Deutschland war er nett, sauber und schön anzuschauen.

Kaum dass wir aus dem Auto ausgestiegen waren, hielt neben uns eine Fahrradfahrerin an, und fragte, ob sie uns irgendwie helfen könnte.

Kurz darauf hielt noch ein Autofahrer an. Ich bin mir sicher, dass es ziemlich ungewöhnlich war, auf so einer abgelegen Strasse drei Dänen und einen Amerikaner zu sehen. Stellt euch unsere Überraschung vor, als wir, nachdem wir fast entmutigt waren, erfuhren, dass beide über das Flugzeug Bescheid wussten.

Der Mann sagte, dass der Bauer auf dem Feld, wo das Flugzeug abgestürzt war, immer noch Teile findet. Die Frau, Hannelore Pohl, erzählte uns von den Gräbern, und dass die Leichen drei Jahren nach dem Krieg umgebettet worden waren.

Sie erzählte uns auch, dass sie, obwohl zum Absturzzeitpunkt noch nicht geboren, ihr ganzes Leben immer wieder von dem Ereignis gehört hatte.

Es war der einzige Absturz in Oerie und gehörte somit zur Dorfgeschichte. Weiterhin erfuhren wir, dass das Land, auf dem der Bomber abgestürzt ist, ihrem Vater gehörte, und dieser damals der Bürgermeister des Dorfes (Anmerkung: Heinrich Mensing wurde erst nach dem Krieg zum Bürgermeister gewählt) war.

Sie lud uns zu sich nach Hause ein, um dort etwas zu trinken. Auf dem Weg zu ihr, merkten wir, dass Oerie ein typisch deutsches Dorf war, bestehend aus 15 bis 20 Häusern.

Bei Hannelore angekommen, unterhielten wir uns weiter. Sie erzählte uns, dass die Oerier bis heute nicht genau wussten, ob es eine amerikanische oder englische Besatzung war.

Mittlerweile hatten die anderen Einwohner von uns erfahren und alle waren erfreut zu erfahren, welche Nationalität die Besatzung hatte.

Hannelore brachte uns ein großes Luftbild von Oerie und den umliegenden Feldern. Ich machte ein Foto von der Umgebung des Absturzes.

Oerie im Sommer 1989

Mit Erlaubnis der „Ringmaster’s History“ und autorisiert durch Nelson Leggette. Ergänzungen durch John Meurs, übersetzt von Thomas Pohl

1991 Ein Brief von Mr. Keene

Mr. Keene, Chef der Bodencrew der „Ark Angel“, bedankt sich nach dem Besuch von Sue A. Thornton in einem Brief bei den Oeriern:

11. Febr. 1991

Hallo Hannelore

Entschuldige bitte, dass ich dir erst jetzt schreibe. Ich war der Crew-Chef der B-24, die in der Nähe eures Dorfes am 26. November 1944 abgestürzt ist.

Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt keine Angehörigen von der damals umgekommenen Crew ermitteln können.

Hannelore, das deutsche Volk war nicht unser Feind, einzig und allein die Führung und die Regierung wollten wir bekämpfen.

Wir haben das deutsche Volk immer respektiert, sowohl vor als auch nach dem Konflikt. Ich möchte dir und den Leuten danken, die so menschlich waren, und diesen Männer eine christliche Bestattung gaben.

Du kannst sicher sein, dass Gott der Allmächtige jeden von euch dafür belohnen wird. Das Foto des ruhigen und schönen Friedhofs, auf dem die Oerier die Crew bestattet haben, war ein angenehmer Anblick. (Ich habe ein kleines Foto der Ark Angel beigelegt. Wenn du ein Foto hast, oder Teile des Flugzeugs findest wäre ich dir sehr dankbar.)

Hannelore, die Überreste der Crew wurden auf den Nationalen Friedhof in Belgien umgebettet. In einer Übersetzung wird erwähnt, dass die Kirchenversammlung wünscht, einen Gedenkstein auf dem Oerier Friedhof zu errichten.

Ich bitte dich, mir ein Bild und die Übersetzung zu schicken. Wenn es erlaubt ist, dann würde ich gerne für den Gedenkstein spenden. (Anmerkung: Ein Gedenkstein wurde nicht errichtet, als bekannt wurde, dass die Besatzung nicht mehr auf dem Oerier Friedhof lag. Erst 2010 wurde nach dem Besuch der Angehörigen der Familie McKee ein Gedenkstein auf dem Friedhof eingeweiht)

Letzten Oktober hatte unsere Veteranen-Gruppe ihr Gedenktreffen in Dayton,Ohio. Nach einer langen Zeit fand es endlich mal wieder statt. Bei dem Treffen erzählte ich allen Anwesenden die Geschichte, wie die Einwohner Oeries die toten Crewmitglieder christlich bestatteten.

Alle waren dafür dankbar und schätzten diese Tat sehr hoch ein. Hannelore, ich möchte dir, deiner Familie und den Einwohnern von Oerie dafür danken.

Vielen Dank für diese christliche und menschliche Tat.

Gott segne euch alle.

Vielen Dank.

Ein Freund

John T. Keene

John T. Keene

1998 Kontaktaufnahme im Internet

Wir hatten erste kurze Zeit einen Internetzugang, da wollte ich per Suchmaschine ausprobieren, ob es etwas über Oerie im Internet zu finden gab.

Ein Ergebnis führte mich auf eine Veteranenseite des 2.Weltkrieges, genauer gesagt: Auf eine mehrere Seiten große Eintragsseite, wo Interessierte nach Informationen über B-24 Flugzeuge suchten.

Ich ließ die Seite nach „Oerie“ durchforsten und stieß auf einen Beitrag eines gewissen „John R. Robinson“. Er suchte Informationen über eine B-24 „Ark Angel“, die zwischen Oerie und Sarstedt abgeschossen wurde.

John Robinson hatte durch den Bericht von Sue A. Thornton über Oerie erfahren, und suchte nun im Internet nach Hinweisen über den Absturz. Ich traute meinen Augen nicht und begann sofort eine E-Mail an ihn zu schreiben. Darin erzählte ich ihm alles, was ich von der „Ark Angel“ wusste.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, das der Bomber „Ark Angel“ hieß, für mich war es die B-24. Wir schrieben uns einige E-Mails, und erzählten uns gegenseitig was wir von der „Ark Angel“ wussten.

Der Heckschütze der „Ark Angel“, Henry Paul Stovall, war ein Verwandter von John R. Robinson.

Da auf den Dokumenten zum Absturz der „Ark Angel“ nur 7 von 9 Besatzungsmitgliedern verzeichnet waren, hatten die Robinsons die Hoffnung, dass Paul den Absturz irgendwie überlebt hatte.

Leider musste ich ihm mitteilen, dass damals alle 9 Soldaten ums Leben kamen.

Am 14. Februar 1998 erreichte mich folgende E-Mail von John R. Robinson (übersetzt):

„Ich bin kein Veteran des zweiten Weltkrieges, aber als ein US Air Force Colonel im Ruhestand habe ich den Krieg persönlich erfahren. Ich weiß, was Krieg den Menschen antun kann. Als ich Hannelores Geschichte las und erfahren habe, dass die Einwohner Oeries die toten Besatzungsmitgliedern bargen und christlich beerdigten, hat mich das sehr bewegt. Die deutsche Bevölkerung litt immens unter den massiven Bombenangriffen der alliierten Luftwaffe im November 1944. So wie die Einwohner Oeries handelten, zeigten sie, dass wir alle eins sind unter Gott. Die Einwohner Oeries sind ein Beispiel für das, was es heißt ein Christ zu sein. Ich möchte persönlich jedem in Oerie dafür Danken, dass sie sich Paul und seinen Kameraden angenommen haben.“


2001 Der Absturz geht „online“

Mit dem Aufbau der Seiten Oerie.de im April 2001 machte ich mir Gedanken, welche Themen man aufgreifen und welche Geschichten man erzählen sollte. Da der Absturz in meiner Familie immer präsent war, entschloss ich mich, alles, was ich darüber wußte ins Netz zu stellen. Im Sommer und Herbst des Jahres nahm ich über Veteranenseite Kontakt zu John Meurs auf, der ein Buch über die Abstürze des 26.11.1944 schrieb. Über ihn erhielt ich unglaublich viele Informationen über das Flugzeug und deren Besatzung.

Auch nach der Veröffentlichung meiner Seite am 26. November 2001 habe ich viele Menschen kennengelernt, mit denen ich Informationen austauschen konnte. Nun ist das (Stand 2023) schon wieder über 20 Jahre her, aber es war unglaublich, wieviele Freunde, Angehörige und ehemalige Kameraden im Internet Informationen suchten.

Beim Zusammentragen der Informationen für diese Seite habe ich viele Menschen kennen gelernt, die sich noch nach knapp 60 Jahren für das Schicksal der damals gefallenen Soldaten auf beiden Seiten interessieren.

Gleichzeitig wurden mir auch viele schreckliche Details über die Tragödien, die sich bei den Flugzeugbesatzungen und bei den Menschen am Boden abspielten, bekannt. Für die Recherche für diese Seiten nahm ich auch Kontakt mit einem Misburger auf, der als Kind die Bombennächte überlebt hat.

Auch wenn diese Geschichte das Schicksal einer einzigen amerikanischen Crew beschreibt, so ist sie doch den Opfern auf allen Seiten gewidmet, die durch diesen fürchterlichen Krieg ums Leben kamen.

Mein besonderer Dank geht an John Meurs, der mir geholfen hat, meine Informationen zur Ark Angel zu komplettieren. Außerdem möchte ich mich bei Allan Blue, John R. Robinson und Bob Godshall für die Aufnahmen bedanken und bei allen anderen, die mir bei meiner Recherche geholfen haben.

Und es war 2001, mit dem Wissen von 2023, gar nicht abzusehen, was in den folgenden Jahren noch folgen sollte. Über eine erste Kontaktaufnahme mit Familienangehörigen wurde letztlich im Sommer 2010 ein kleiner Gedenkstein auf dem Oerier Friedhof eingeweiht….


2009 Der Besuch der Familie McKee

Ankunft in Oerie

„Mein Vater und ich kommen am 20.Oktober nach München und planen, mit dem Zug nach Hannover zu kommen. Anschließend wollen wir mit dem Auto nach Oerie zu fahren, um zu sehen, wo sein ältester Bruder mit der „Ark Angel“ gestorben ist……..“

Mit dieser E-Mail haben sich die McKees 2009 für einen Besuch in unserem kleinen, verschlafenen Ort angekündigt und ich ahnte damals nicht, was sich aus dieser schlichten Ankündigung entwickeln sollte….

Der Oktober zeigte sich an diesem Tag, dem 22.Oktober 2009, von seiner trüben Seite

Es waren knapp 6°C und es wehte ein unangenehmer Wind.

Ich war um 10.00 mit Larry, Barney, Kevin und Shawn McKee verabredet. Die Brüder Larry und Barney, sowie deren Söhne Kevin und Shawn kommen aus Louisiana und Mississipi.

Sie sind tausende Kilometer aus dem warmen US-Bundesstaaten an der Golfküste in das kleine, verschlafene und an diesem Morgen sehr unwirtliche Oerie gekommen, um auf Spurensuche zu gehen.

Auf der Suche nach dem Orte, wo Raymond Otto McKee – der älteste der McKee Brüder – 1944 ums Leben kam und begraben wurde.

Raymond Otto McKee war Besatzungsmitglied eines US-amerikanischen B-24 Bombers mit dem Namen „Ark Angel“.

Nach einem Angriff auf Industrieanlagen in Misburg am 26.November 1944 stürzte die „Ark Angel“ hinter dem Oerier Wald ab. Raymond war an diesem Tag einer von unzähligen Toten in diesem gnadenlosen Krieg.

Wir warteten, wir gesagt kurz nach 10.00, auf dem Oerier Platz auf den angekündigten Besuch. Mit mir wartete eine kleine Gruppe von Eingeweihten, darunter zwei Augenzeugen (Herr Kreipe und Herr Swischenko, damals 10 und 12 Jahre alt), Frau Gallop von den Leine-Nachrichten, Frau Müller vom Herold und Ortsbürgermeister Wulkopf, die an dem Besuch von deutscher Seite teilnehmen wollten. Auch mein Vater, der 1944 geboren wurde, und Johann Ellmers waren mit dabei.

Die McKees hatten die Nacht in Hannover verbracht, nachdem sie tags zuvor von Atlanta über Paris nach Deutschland gereist waren. Als dann kurz nach zehn aus Richtung Kriegerdenkmal eine Auto mit Dortmunder Kennzeichnen ankam, ahnte ich schon, dass es die McKees sein mussten. Wir winkten ihnen zu und deuteten an, dass sie auf dem Platz parken sollten.

Obwohl wir uns alle nicht kannten und ich nur per E-Mail Kontakt mit Kevin hatte, erfuhren wir alle eine herzliche Begrüßung. Nach einer kurzen Erklärung über den geplanten Ablauf der bevorstehenden Besichtigung der Absturzstelle und des Oerier Friedhofs fuhren wir im Konvoi mit mehreren Autos Richtung Absturzstelle los.

An der Absturzstelle

Wir parkten die Autos und sammelten uns in der Nähe des Waldes. In dem Moment müssen die McKees realisiert haben, dass sie sich dem Ort nähern, an dem ihr Bruder und Onkel vor fast 65 Jahren ums Leben gekommen war. Nun standen wir zusammen. Auf der einen Seite umfasst vom Wald, auf der anderen von den kargen Feldern.

Auch hier wehte ein kalter Wind und nun bat Larry seinen Sohn Kevin, der Pastor ist, um ein kurzes Gebet, an dem alle Anwesenden still und jeder auf seine Art teilnahmen.

Anschließend gingen wir, geführt von Herrn Kreipe und Herrn Schwischenko, an die Stelle auf dem Acker, an dem das Wrackdes Bombers vor 65 Jahren lag.

Die beiden Herren, die damals Schuljungen waren, erklärten den Anwesenden, wie man das Wrack und auch die Leichen der Besatzungsmitglieder vorgefunden hatte.

Augenzeugen 1944: Fritz-Otto Kreipe und Horst Swischenko

Während der ganzen Zeit pfiff der Wind weiterhin um uns herum. Nach Aussagen von Augenzeugen soll am 26.11.1944 im Gegensatz zum heutigen trüben Wetter ein klarer Himmel gewesen sein, denoch wirkt das Szenario mit dem Wald und den Feld wie damals.

Ein Foto des verstorbenen Raymond McKee

An nichts in der näheren Umgebung, von den versteckt geparkten Autos abgesehen, ließ sich festmachen, in welchem Jahr man sich aufhielt. So hätte es damals auch aussehen können.

Herr Kreipe erzählt den McKees (Shawn, Kevin, Larry und Barney) von dem Absturz

Nach den eindrucksvollen Schilderungen von Herrn Swischenko und Herrn Kreipe baten Larry und Barney die Beiden zu sich.

Alle vier stellten sich zusammen, außen die beiden Deutschen, und legten an der Stelle, wo das größte Wrackteil lag, denn die Teile waren damals über den Acker verstreut, einen Strauß mit neun weißen Rosen nieder. Eine Rose für jeden Toten….

Blumen für den verstorbenen Bruder
Auf dem Friedhof

Nach dieser ergreifenden Geste fuhr der Konvoi mit Larry, Barney, Kevin und Shawn im Schlepptau zum Oerier Friedhof. Der Oerier Friedhof ist klein und überschaubar.

Rechts neben dem Eingang befindet sich eine Wasserpumpe und entlang des kurzen Kiesweges befinden sich links und rechts die Grabstätten. Hinten links befindet sich eine kleine Kapelle, die nach dem zweiten Weltkrieg errichtet wurde. Einige größere Bäume säumen den Friedhof. Hinten rechts befindet ein recht großes Rasenstück ohne Gräber, überragt von einer großen Trauerweide.

Auf dieser Grabfläche wurde die neun toten Amerikaner 1944 begraben. 1946 wurden die sterblichen Überreste umgebettet. Teilweise auf amerikanische Soldatenfriedhöfe in Europa oder, wie bei Raymond O.McKee, in die USA. Raymond wurde auf den Baton Rouge National Cemetery in Louisiana (siehe Bild) umgebettet.

Grabstein von Raymond O. McKee auf dem Baton Rouge National Cemetery

Als wir uns nun auf dem Friedhof bei der ehemaligen Grabstätte versammelt hatten, waren die McKees überrascht, dass dieser Bereich noch unberührt war. Wir verbrachten dort eine relativ kurze Zeit, denn die Kälte und der Wind hatten uns trotz der kurzen Aufwärmzeit im Auto arg zugesetzt.

Larry (mitte) und Barney McKee (rechts) auf dem Oerier Friedhof

Plötzlich fragte Larry McKee den Ortsbürgermeister Wulkopf, ob es möglich sei, für die Toten eine Gedenkplakette aufzustellen. Im Angesicht der alten Begräbnisstätte gab der Ortsbürgermeister Hans-Friedrich Wulkopf Larry das Versprechen, solch eine Erinnerungsplakette aufzustellen.

Larry McKee mit Bürgermeister Wulkopf

Den Rest des Nachmittages verbrachten wir in kleiner gemütlicher Runde.

Nach einer weiteren Nacht in Hannover setzten die McKees ihre Reise mit dem Zug Richtung Schweiz fort. Dort wurden sie von John Meurs und seiner Frau empfangen.

Abfahrt Richtung Hannover

2010 Eddeana und Raymond

Es war derselbe Ort, doch war er nicht zu vergleichen mit unserem ersten Besuch im Oktober 2009. Die Sonne schien und der Wind strich leicht über die grünen Weizenhalme.

Wir (Ich, Kim Gallop, Eddeanna Hixson-Moore, Raymond Otto McKee, John Meurs und seine Frau Carien) hatten uns mit Fritz-Otto Kreipe und Horst Swischenko verabredet. Letztere waren als Kinder Zeugen des Absturzes des amerikanischen Bombers bei Oerie.

Eddeanna und Raymond sowie John Meurs und seine Frau waren im Mai 2010 zu Besuch in Deutschland, genauer: zu Besuch in Oerie. An diesem Wochenende waren sie angereist, um am Sonntag auf dem Oerier Friedhof ein Denkmal einzuweihen. Dieses Denkmal wurde von der Familie McKee finanziert, die im Herbst des vergangenen Jahres auch in Oerie war und eben diesen Ort besucht hatte.

In Oerie starben vor über 65 Jahren die Väter von Raymond und Eddeana. Raymond O. McKee und Charles E.Hixson waren zwei der neun Soldaten, die beim Absturz der „Ark Angel“ ums Leben kamen. Und sie waren den weiten Weg aus den USA hierher gekommen, um der Zeremonie auf dem Oerier Friedhof beizuwohnen. Aber auch die Anwesenheit von John mit seiner Frau war etwas besonderes, den mit ihm wurde aus der vagen Suche nach Informationen über einen fast in Vergessenheit geratenen Bomberabsturz aus dem 2.Weltkrieg ein Zusammenkommen an einem besonderen Ort bei dem kleinen Dorf Oerie.

Und nun waren sie alle hier. Eddeanna, von ihrer Mutter nach ihrem Vater Eddi genannt, wurde knapp einen Monat nach dem Tod ihres Vaters am 25.Dezember 1944 geboren und hat, wie Raymond McKee, der im April 1945 geboren wurde, ihren Vater nie kennengelernt. Und so war es für die beiden ein besonderer Augenblick, an dem Ort zu stehen, an dem ihre Väter ums Leben kamen.

„Dog Tag“ – Die Erkennungsmarke von Raymond McKee, der am 26.11.1944 in Oerie verstarb

Die Begrüßung zwischen den Gästen aus den USA und der Schweiz und den beiden Augenzeugen war herzlich. Horst Swischenko hatte ein weißes Holzkreuz an die Stellen in das Weizenfeld gesteckt, an dem das ausgebrannte Wrack damals lag. Als wir das letzte Mal im Herbst hier mit den McKees zusammenwaren, da habe ich an diesem besagten Herbsttag auch zum ersten Mal auf Grund der Erzählungen der beiden damals 9- und 11-jährigen Jungen wirklch gespürt, dass dies ein besonderer Ort ist.

Eddeana, Horst, Raymond und Fritz-Otto

Allein durch die detailierten Beschreibungen der Absturzstelle und der Fundorte einiger Leichen realisierte ich die Besonderheit dieses Ortes. Und nun wies das Kreuz wirklich konkret auf eine konkrete Stelle auf dem Feld. Wie ein Kreuz auf einem Friedhof, dass die Grabstelle markiert.

Selbst für mich war das ein wirklich beklemmender Anblick, den nun war dieses Feld ein Ort, den man sonst nur als schlichten Acker wahrnahm, als Ort des Sterbens. Und auch ein Ort des Gedenkens. Horst Swischenko und Fritz-Otto Kreipe erzählten uns die Geschehnisse, die sie 1944 als Augenzeugen des Absturzes erlebten.

Und während wir uns angeregt unterhielten, schritt Eddeana, fast unbemerkt von den anderen, durch den grünen Weizen in Richtung des Kreuzes. Dort angekommen verweilte sie an der Stelle wo ihr Vater starb einige Minuten.

Eddeana inmitten des Feldes an der Stelle, an die Maschine 1944 abstürzte und ihr Vater ums Leben kam

Es war eine ergreifende Szene. Und wieder einmal wurde mir bewusst, dass hinter jedem der über 50 Millionen Toten des Krieges ein persönliches Schicksal steckt, dass es Wert ist, erzählt zu werden.

Den Toten zur Erinnerung und den Lebenden zur Mahnung. 


2010 Der Gedenkstein auf dem Oerier Friedhof

Der mit dem Friedhofsbesuch der McKees im Oktober 2009 verbundene Wunsch, ein Gedenkstein auf dem Oerier Friedhof aufzustellen sollte im Mai 2010 erfüllt werden.

Im Frühjahr wurden die Vorbereitungen für die Auswahl des passenden Findlings und der Inschrift auf der Plakette sowie der Installation getroffen und umgesetzt:

Für die dann offiziell stattfindende Einweisung des Gedenksteins wurde dann Ende Mai eingeladen. Zusammen mit Eddeana und Raymond wurde Ende Mai 2010 ein Gedenkstein mit einer kleinen Gedenktafel enthüllt.

Neben vielen Oeriern und Hüpedern war auch Pastorin Stuckenberg gekommen. Sie sprach eine kleine Andacht vor den Anwesenden:

Gott, du Quelle des Lebens,
du lässt uns träumen von einer neuen Welt.
Dort wird das Wasser des Lebens fließen,
dort werden Bäume grüne Blätter tragen
und Völker werden Heilung finden.
Wir danken dir für jedes Zeichen,
jeden Vorschein dieser Welt:
für Menschen, die sich für den Frieden einsetzen
die Schritte tun
– und seien sie auch noch so klein –
auf andere zu.
Wir danken dir,
dass es immer und zu allen Zeiten Menschen gegeben hat und gibt,
die menschlich handeln:
ohne nach dem eigenen Nutzen
oder Schaden zu fragen.
Hier auf diesem Friedhof
denken wir an die Ereignisse aus dem Jahr 1944,
denken an die Soldaten,
die ihr Leben verloren
und denken an die,
die sie in ihrer Mitte begruben.
Aus all dem hast du, Gott,
neue Beziehung, neue Freundschaft
entstehen lassen,
Verzeihen und Verständnis,
wie wir es uns überall auf der Welt wünschen.
So bitten wir dich für alle Menschen,
die an den Wunden unserer Welt leiden
an Lieblosigkeit und Unmenschlichkeit,
an jedem Schlag, an jedem Schuss, an jeder Bombe;
bitten dich für die zahllosen Opfer von gewaltsamen Auseinandersetzungen,
für die Familien, die um Menschen bangen,
für die Frauen und Kinder,
die unter der Gewalt und den katastrophalen Verhältnissen leiden
und zu unschuldigen Opfern werden,
für die Soldaten, die Angst haben vor dem Tod:
Schenke ihnen und uns allen
Zeichen deiner neuen Welt.
Lass uns gemeinsam immer wieder neu
für den Frieden beten
und uns insetzen
durch verbindende Worte und Taten,
durch Teilen,
durch Abbau von Trennendem
durch Widerstehen der Gewalt.
Gott, du Quelle des Lebens,
du lässt uns träumen von einer neuen Welt.
Dort wird das Wasser des Lebens fließen,
dort werden Bäume grüne Blätter tragen
und Völker werden Heilung finden.
Auf dieses Bild der Hoffnung verlassen wir uns.
Du gibst uns den Mut,
schon jetzt aus dir,
der Quelle des Lebens,
Kraft zu schöpfen,
Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen

Auf dem Gedenkstein ist eine kleine Plakette angebracht, die ein paar Worte zu dem Ereignis sowie eine Danksagung der Familie McKee enthält:

Plakette auf dem Gedenkstein auf dem Oerier Friedhof

Anmerkung:

An dieser Stelle ist es mir, der sowohl diesen Internetauftritt betreut, als auch die gesamte Entwicklungsgeschichte von der Knüpfung der ersten Kontakte mit den Angehörigen bis zur Einweihung des Gedenksteins begleitet hat, darzulegen, dass der Inhalt der Inschrift genau abgewogen wurde. Das bedeutet, dass ich bewusst darauf Wert gelegt habe, bei dem Ausdruck der Dankbarkeit der Familie McKee auch die damaligen Realitäten während der letzten Kriegsmonate indirekt zu berücksichtigen.

Ich wusste bereits 2010, als der Text für die Inschrift mit den McKees abgestimmt wurde, aus deutschen Unterlagen, dass das Beerdigen alliierter Piloten auf den deutschen Friedhöfen eine von deutschen Behörden akzeptierte Bestattungsform war. Ebenso ist aus deutschen Zeugenaussagen bekannt, dass damals der lokale Totengräber mit Unterstützung französischer Kriegsgefangene die Leichen der Besatzung begraben hat. Daher ist es mir damals bei der Formulierung der Inschrift wichtig gewesen, dass wir von einem würdigen Begräbnis auf dem Oerier Friedhof gesprochen haben. In dieser Formulierung lassen sich die Umstände des sich im Niedergang befindlichen Nazi-Deutschland am Besten zusammenfassen.


2010 Besuch der Robinsons

John Robinson, der Mann, der mich 1998 dazu brachte, mich intensiver mit dem Bomberabsturz zu beschäftigen, hatte es leider nicht zum Tag der Enthüllung des Gedenksteins geschafft. Jetzt war er ein Tag später in Oerie angekommen. Jetzt waren innerhalb eines halben Jahres mehrere US-Amerikaner nach Oerie gekommen, um sich die Absturzstelle des Bombers anzuschauen. Fritz-Otto Kreipe hat sich netterweise nochmal bereit erklärt, den Absturz aus seiner damaligen Sicht zu erzählen.

Jürgen Pohl, Fritz-Otto Kreipe und John Robinson
John Robinson am Gedenkstein, der natürlich auch seinem Verwandten Paul Stovall gewidmet ist.

2013 Die Roteiche

Und wer dachte, dass die Geschichte nun zu Ende war, der täuscht sich:

Sie prägte das Bild des Oerier Friedhofs, doch ein Sturm im Herbst 2013 zerrte so stark an ihr, dass ein großer Ast abbrach und sie letztendlich gefällt werden musste: die große Trauerweide auf dem Oerier Friedhof.

Die Weide stand in der hinteren rechten Ecke und gab dem Friedhof mit seiner ausladenden Krone und den langen Weidenrute ein friedvolles Erscheinungsbild. 

Und seit dem Jahr 2010 stand vor ihren mächtigen Stamm der große Findling.

Die Weide mit dem großen Findling, der von der Familie McKee zusammen mit einer kleinen Plakette gespendet wurde.

Der Findling passte perfekt unter die Weide aber nun stand der Findling alleine dar….. Da kam innerhalb des kleinen Kreises derer, die sich um die Errichtung des Findlings und der Plakette zusammen gefunden hatten, die Idee auf, einen neuen Baum zu pflanzen. Und nach langen Diskussionen um die Art des neuen Baumes wurde zu Beginn des Jahres 2014 beschlossen, dass hinter den Findling eine Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) gepflanzt werden sollte. Die Eiche samt deren Pflanzung wurden von der Familie McKee aus den USA und der Familie Pohl aus Oerie gespendet.

Nachdem auch die politischen Gremien der Neubepflanzung ihren Segen gegeben hatte, wurde die Eiche im März 2014 gepflanzt.

Da die Eiche einen Abstand zu dem bestehenden Zaun des Friedhofs einhalten musste, musste vor der Bepflanzung auch der Findling versetzt werden. Die Gartenbaufirma hatte einen kleinen Bagger mitgebracht, der zuerst den tonnenschweren Findling inklusive Plakette vorsichtig nach vorne schob.

Anschließend wurde das Loch ausgehoben und die Roteiche, die bereits eine stattliche Größe von über 3m aufwies fachgerecht eingepflanzt.

Auf das die Eiche in den nächsten Jahrzehnten zu einem wunderschönen Baum wird und das Erscheinungsbild des Oerier Friedhofs prägen wird.


Bilder und Dokumente

Dokumente

Zum jedem gefallenen U.S-Soldaten gibt es einen „Individual Deceased Personal File“ (IDPF), zu deutsch: „Persönliche Unterlage über verstorbene Personen“. Diese IDPFs beinhalten alle erhaltenen Schriftstücke, die mit dem Tod des Soldaten in Verbindung stehen. Bei Jessie Blounts IDPF gibt es einen umfangreichen Schriftverkehr bezüglich der Überführung aus dem belgischen Massengrab in seine Heimatstadt Gainesville, Texas. Ebenso enthält sein IDPF viele Schriftstücke von seiner Frau und seinen Eltern. Wer Interesse an weiteren Informationen hat, der kann sich bei mir melden.

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